REAKTION (via https://foev-vhs-grafing.de/feedback/ am 13.10.)

Sehr geehrte Damen und Herren, vorhin habe ich diesen Leserbrief an die SZ-Ebersberg gesandt:

Leserbief zum Bericht vom 08.10.24:
Wenn die Gruppe Bunt statt Braun fordert „Kein Platz für Verschwörungserzählungen und Antidemokrat*innen“ müsste sie diese Vorwürfe nachweisen. Beim Vortragenden Prof. Michael Mayen kann sie das nicht, aber ihr genügt der oft gelesene mediale Hinweis, er sei „umstritten“. Weder hat Meyen Verschwörungserzählungen vorgetragen noch sich als Antidemokrat erwiesen – im Gegenteil. Allerdings sollen bei solchen VHS-Veranstaltungen kontroverse Themen diskutiert werden, um eigenständiges Denken zu fördern. Gerade dazu hatte Mayen mit seinem Vortrag „Medien und Macht“ Material, Hinweise und Nachweise geliefert – und man konnte dann eine Stunde lang diskutieren.

Warum nahmen die Gegendemonstranten diese Gelegenheit nicht wahr? Das nötigt zu einem Rückblick.

Der Höhepunkt der Gruppe Bunt statt Braun war im März 2016 ihr Aufruf zur Kundgebung in Zorneding. Darin hieß es, man wolle nicht hinnehmen, wenn „ …VertreterInnen rechtsgerichteter Parteien von Waffeneinsatz gegenüber Geflüchteten sprechen…“ dann sei „… der Weg frei für offene rassistische Anfeindungen gegenüber
unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft. …Wir wollen jedweder Form von Rassismus entschieden entgegentreten…“ Das war damals der Markenkern der von dem damaligen Mitglied des Bundestages Ewald Schurer vorgeschlagenen und 2007 gegründeten Vereinigung Bunt statt Braun.

Als Gewerkschaftsmitglied habe ich damals dies mit gegründet. Von diesem selbst gestellten Kern der politischen Aufgabe hat sich Bunt statt Braun seit Corona weg bewegt. Daher habe ich mich aus dieser Gruppe entfernt. Sie ist mit der Kundgebung vom 07.10.24 in einer antiaufklärerischen Richtung unterwegs, indem sie die von ihr gecancelte Person in eine unklare, weit gefasste Gruppe einsortiert. Der Wendepunkt in ihrer Ausrichtung dürfte die Kundgebung vom 15.01.22 in Ebersberg gewesen sein, denn danach wurden bei Anti-
Corona-Demos Teilnehmende (mit teilweise anonym bleibenden Organisationen) gleich in die rechtsradikale Ecke geschoben. Seitdem verschwimmen die Kategorien derpolitischen Analyse, insbesondere richten sich solche Demonstranten gegen Personen, die als „rechts“ empfunden und gekennzeichnet werden. Auch kamen die Demonstrierenden nicht zu dem Vortrag in den Saal, ließen sich nicht herab, an der Diskussion Teil zu nehmen. Das war Selbstschutz: sogar eine kritische Beteiligung an der Debatte hätte sie dem Vorwurf ausgesetzt, eine Kontaktschuld auf sich genommen zu haben. Und Kontakt mit (selbst so Bezeichneten) „Rechten“ oder „Verschwörungserzählern“ würde sie selbst zu Ausgegrenzten machen – ein Zirkelschluss. Möglicher Weise hat das BSB-Seminar „Stammtischlämpfer*innen“ (so im Veranstaltungstext) nicht genug geholfen.

Den Förderverein der VHS Grafing möchte ich deutlich unterstützen im Bemühen, kritische Vorträge und Debatten über Politik und Gesellschaft zu fördern. Entsprechende Veranstaltungen habe ich in der Münchner VHS vor Jahrzehnten selbst durchgeführt, denn darin lebt die demokratische Kultur auf. Nur den derzeitigen Zustand bestätigende Vorträge halten zu lassen, langweilt die Zuhörer, wenn sie noch kommen würden.

Mit antifaschistischen Grüßen
Werner Schmidt-Koska

PS.: Die Info-Seite zeigt noch immer die ursprünglichen Ziele des Bündnisses auf (abgerufen am 11.10.24  https://www.bunt-ebe.de/buendnis/   „…BUNT STATT BRAUN“ versteht sich als überparteilicher Zusammenschluss, um rechtsextremem Gedankengut und Umtrieben im Landkreis Ebersberg entgegen zu treten…“   und die angebotenen Hilfen zur Debatte sind weiterhin auch BsB zu empfehlen, insbesondere wenn die Gruppe sie auch auf sich selbst spiegelt: Vorsicht-Sprache_Wie-Worte-das-Denken-formen.pdf und  insbesondere darin „Hilfreiche Gesprächsstrategien“.