Sehr geehrter Herr Silvan Rüegg,

über die SZ erfuhr ich, dass Sie als 2. Vorstand des FöV VHS am 7.10. vor der casa creativa als Teilnehmer einer „Gegendemo“ mit Polizeipräsenz (!) zu der dort vorgesehenen Veranstaltung mit „Prof Dr Michael Meyen, Lehrstuhlinhaber Kommunikationswissenschaften und Medienforschung an der LMU München“, mit dem Vorzeichen: „Bunt statt Braun“ angetreten sind. (Mir liegen die Mails von Dr. habil Jörg Walter und Ihnen an die Vereinsmitglieder des FöV VHS zu diesem Anlass vor.)

Mich hat, als ich dort hinkam, um einen Vortrag zu hören und evtl. bei Bedarf zu diskutieren, fast der Schlag getroffen, nachdem mir die Situation geschildert worden war. „Was, ich werde von denen als „braun“ angesehen, weil ich über Forschungen zu Medien von einem Fachmann und Forschenden informiert werden möchte?“ – Ganz nebenbei: Ich wurde es! Zu meiner Zufriedenheit! , um kurz die Fachkenntnisse des Lehrstuhlinhabers zu charakterisieren! Mein Eindruck von den MithörernInnen und FragestellernInnen lässt ein ähnliches Urteil zu. – Und das sollen alles „Braune“ sein?

Ich glaube, dass die „Gegendemonstranten“ noch ein bisschen in die Schule gehen sollten (evtl. sogar VHS?). Das wage ich zu raten, als ehemaliger Volksschullehrer, der dem heutigen Spezialisierungswahn zeitlebens die menschentypischste Eigenart, nämlich „Spezialist im Nichtspezialisiertsein“, also „Humanist“ entgegenlebte und nicht ansatzweise von irgendjemand auf faschistische Denk- und Handlungsarten aufmerksam gemacht werden muss!

Vielleicht empfehle ich Goethes Faust, in dem schon vor über 200 Jahren z.B. im „Osterspaziergang“ des Menschen Fehleinschätzungen zu den Maßnahmen einer Epidemiebehandlung besprochen wurden!

– Ich erinnere hierbei nur daran, als ich in unserem „demokratischen“, mit einem Grundgesetz ausgestatteten Deutschland, von der Fraktionsvorsitzenden der SPD als „Covidiot“ beschimpft wurde (natürlich medial verbreitet!), was ja viel über das „demokratische Denken“ aussagt (ist das „Bunt“ oder „Braun“?), weil ich gegen die Corona-Maßnahmen friedlich demonstriert habe.

Als in Deutschland die „Pandemie der Ungeimpften“ vom Gesundheitsminister ( der eigentlich Jurist ist!) ausgerufen wurde, wurde ich als „ungeimpft“ nicht nur diffamiert, sondern diskriminiert, was wiederum viel über die Farbe „Braun“ aussagt, wohlgemerkt auch wieder medial verbreitet und verstärkt!

Ach, den bayr. Ministerpräsidenten (auch Jurist!) darf man nicht vergessen, der mit seinem Ratschlag mir als Pädagogen die Haare zu Berge stehen ließ: „…die Enkel werden Schuld am Tod von Oma und Opa sein…“. Und solch blanker Unsinn wurde auch noch von den „Medien“ ohne Hemmung verbreitet, was doch viel über Medien aussagt! U.s.w. …!

Natürlich kann man im Land der „Dichter und Denker“ unzählige Ratschläge geben: Von Goethe angefangen, – übrigens von ihm (und sicherlich auch anderen) habe ich das „Querdenken“ gelernt, aber nicht nur das, sondern auch das „diagonale“ Denken. Das lineare Denken ist das einfachste, nämlich das der heutigen Naturwissenschaft (dazu bräuchten wir jetzt Habermas` Wissenschaftskritik!), wird aber bei uns leider bevorzugt mit den entsprechenden Folgen,  ( z.B. Bedeutung der Geisteswissenschaften heute, oder das Fehlen der Betrachtung: „Natur Wissen schafft“!) – über z.B. Schiller, Brecht, Ingeborg Bachmann, bis zu anderen Künsten, den bildenden Künsten (sie heißen nicht umsonst so!) Musik (z.B. Schönberg) und Malerei z.B Expressionismus als neue Denkrichtung (z.B Kandinsky: „Das Geistige in der Kunst“)!

Oder man kann einfach zum Aussichtsturm in Ebersberg gehen: Dort steht eine Büste des Dichters Freiherr Joseph von Eichendorf – und kann dort dessen Gedicht sich auf der Zunge zergehen lassen: „Schläft ein Lied in allen Dingen…..! Ich finde das Bild so passend: „Die Künstler sind die Antennen des Menschengeschlechts“.

Es gäbe also genug „Buntes“ noch zu lernen, ehe man sich wichtigtuerisch als Beherrscher der Wahrheit sieht und andere mit Vorurteilen und Diffamierungen überfällt! (Sokrates sagte von sich: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ oder das neueste Phänomen: Ich hörte kürzlich die Werbung für die SZ im Radio vor den Nachrichten: es „duselt“ sich nur so mit Wahrheitsanspruch!) Dann können wir ja gleich ganz konkret die SZ einmal etwas genauer betrachten, wie sie über die Veranstaltung bzw. die Differenzen im FöV VHS berichtet:

Umstrittener Professor“, so geht es los! Dann folgen die Begriffe „Querdenker“ und „Verschwörungstheoretiker“! Als ich vor über 50 Jahren studiert habe, gab es immer Professoren/innen, die bei uns umstritten waren. Was es damals meines Wissens nie gab: fehlender Respekt und Diffamierung! Zum „Querdenken“ verweise ich auf die „Dichter und Denker“ z.B. auch Kant oder Hegel oder…..! Zu den „VerschwörungstheoretikernInnen“ könnte man die scheinbar „Bunten“ zählen, die anderen braune Denkart unterstellen? Oder evtl. diejenigen, die zum Vortrag eingeladen werden, um ihre Meinung kund zu tun, aber sich strikt weigern? Fehlende Neugierde? Fehlende Selbstreflexion?…….

Und wie endet der Artikel: „<Kommentar>“ ! Aha, da gibt es jemanden, der alles ganz genau weiß und uns das Ganze ins rechte Licht rücken kann! Natürlich geht es mit einem weisen Ratschlag los: „Geht, ist aber nicht klug“ ! Fantastisch! Da weiß jemand, was klug und nicht klug ist! Und deshalb kennt er natürlich z.B. die „weltanschauliche Einseitigkeit“ und meint, sie sei von der Meinungsfreiheit gedeckt! Brav!!! u.s.w. …!

Ich habe vor fünf oder mehr Jahren die SZ nach 40 Jahren abbestellt, weil mir diese Entwicklung zur „Meinungsmacherei“ zu viel geworden ist. Damals kannte ich Herrn Meyen übrigens noch nicht!  Schließlich kann ich Informationen auch selbst beurteilen, bzw. weiß, wenn ich andere Infos benötige, wie z.B. die eines auf Medien spezialisierten Forschers!

Respekt und eine Entschuldigung wären fällig!

Ich wünsche dem FöV VHS eine erfolgreiche, vorurteilsfreie Mitgliederversammlung und eigentlich keine: „saubere Aufarbeitung“, sondern eher eine vom Verständnis für die anderen getragene Veranstaltung, im Sinne von „Bunt statt Braun“!

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Grünebach